Alltäglichkeiten

Der ganz normale tägliche Wahnsinn, der überwiegend aus Unüberlegtheit oder eigener gefühlter Überlegenheit entsteht, soll hier einmal kurz angerissen werden. Hintergrund ist natürlich mal wieder, dass man über Fehler anderer zwar mal lachen kann, aber man muss sie nicht nachmachen. Es könnte eventuell dumm ausgehen oder viel Geld kosten, wenn daraus eine Verkehrsgefährdung entsteht oder sogar das eigene Leben ruckzuck vorbei sein kann.

Fangen wir wieder ganz einfach an. Im öffentlichen Straßenverkehr ist oftmals die Beschilderung am Straßenrand eine Diskussionsgrundlage. Was bedeutet nebenstehende Kombination? Was geht einem Autofahrer durch den Kopf? Und vor Allem, was ging dem Aufsteller durch dessen Kopf, da er vermutlich auch der fahrenden Zunft angehört? Darf ich hier nur durchfahren, wenn ich die 20 km/h nicht überschreite? Normalerweise darf ich hier gar nicht einfahren, da das obere Schild die Hauptfunktion anzeigt. Das untere Schild gibt im Normalfall nur eine weitere Einschränkung wieder. Folglich ist es so nicht statthaft, also müsste ich es gar nicht beachten. Das hat man auch gemerkt, da die Verkehrsteilnehmer mit dem Fahrrad dieser Kombination nicht die leiseste Aufmerksamkeit geschenkt haben, da sie die 20 ja auf diesem Streckenabschnitt nicht erreichen wollten. Der in der Nähe stehende offizielle Mann im grünen Gewand meinte auf meinen Hinweis auf die Schilder: "Ko scho mol passiern, dass der Kolleg net aufpasst. Normalerweis war do der weiße Einbahnstrossenpfeil gestern no dro, domit nur mit 20 durchgforn werd. Heit hom sie die Richtung der Einbahnstraß dreht und ham halt vergessn, des unnere wechzumachn." Ende der Stellungnahme. Keine weitere Aktivität zu befürchten.

Beim Einkauf ist mir dieser Schnappschuss gelungen. Auf meine Frage, warum denn gerade dieser Platz zum Parken ausgesucht wurde, bekam ich von der jungen Dame zur Antwort: "Da steh ich immer. Das Halten ist ja nur dann verboten, wenn ein Schild dabei steht und ich halte ja nicht. Und der Platz ist immer frei. Und überhaupt sind wir auf einem Parkplatz und nicht im öffentlichen Straßenverkehr." Ob da nicht ein paar Lücken in der Ausbildung zur Rollerfahrerin geblieben sind. In der Einfahrt zum Parkplatz steht nämlich das Schild: Hier gelten die Regeln der StVO.

Einen besonders hartnäckigen Falschparker habe ich hier unweit meiner Wohnung entdeckt. Er parkte über ein halbes Jahr jeden Montag von 11 bis 15 Uhr an dieser Stelle, vermutlich weil der Parkplatz immer frei war. Sein Fahrzeug ragte nicht nur zu drei Vierteln in die Abbiegespur für Linksabbieger, sondern er verengte auch noch die Einfädelungsspur für den fließenden Verkehr. Trotz Hinweise an die Polizeiinspektion und die Stadtverwaltung änderte sich nichts. Auch mein Zettel an der Windschutzscheibe half nichts. Ich habe ihm nämlich darauf hingewiesen, dass er mich beim Abbiegen derart behindere, da ich über die Sperrfläche fahren musste. Hat den Fahrer nicht beeindruckt. Wahrscheinlich weil er nie einen Strafzettel erhalten hat. Der Polizei und dem Verwaltungsamt war vermutlich das Überqueren der stark befahren Durchgangsstraße zu gefährlich, um ihm einen Strafzettel an die Windschutzscheibe zu klemmen.

Auf Zweirädern ist es häufig schwierig, vor allem für Frauen, die wenigen, von ihnen dringend benötigten Gebrauchsgegenstände so mitzuführen, dass sie beim Fahren wenig stören. Eine Beeinträchtigung wird so halt mal kurz ignoriert, was oftmals den Erfinder der Massenträgheit auf den Plan ruft, vor allem dann, wenn die Bremse plötzlich betätigt wird. Die junge Frau mit der Riesenumhängetasche fuhr bei einer Prüfungsfahrt vor uns. Sie wollte, dort wo der Radfahrer gerade fährt, nach rechts abbiegen. Sie machte auch alles ganz brav, so wie sie es vermutlich kurz vorher in der Fahrschule noch gelernt hatte. Während des Abbiegens musste sie kurz abbremsen, weil ein kleiner Junge, der hier noch nicht zu sehen war, plötzlich über die Straße rannte. Es wäre nichts weiter passiert, wenn nicht die Tasche über die Schulter nach vorne geflogen wäre und den Lenker verrissen hätte. Dadurch wurde leider der Sturz eingeleitet. Dies konnte ich nicht ahnen und hatte die Kamera schon wieder weggepackt, da ich ja den Fahrschüler bewerten sollte.

Dem vor uns haltenden Hobbygitarristen hat unser Prüfling auf dem Motorrad im Vorbeifahren an der Ampel zugerufen: "Pack deinen Musikprügel auf die andere Seite, sonst fährt ihn dir noch jemand ab!" Dies hat sich der, um sein Gerät besorgte Rocker, sofort zu Herzen genommen und die Reaktion ist zu sehen. Die Saitenaufnahme wird dann Seiten vertauscht zur Gehsteigseite umgelagert.

Weit gefährlicher ist das Vorhaben dieses Hermesboten. Das etwa 4,5 kg schwere Packet wird auf dem Tank abgestellt. Somit sind die Arme schon mal von der Hauptlast befreit. Die leicht angewinkelten Unterarme übernehmen die seitliche Ladungssicherung formschlüssig, da die Ecken der Ladung genau in die Armbeugen passen. Die Sicherung in Fahrtrichtung bei Bremsvorgängen wird nach allgemeiner Erfahrung kaum benötigt. Ein weiterer Vorteil ist nicht zu übersehen, denn die so transportierte Ladung dient auch noch als Windschutz. Ich habe diesen Witzbold während der roten Ampelphase gefragt, ob er denn diese Art des Transportes nicht für gefährlich empfinde. Seine Antwort war: "Ach woher! Das habe ich schon häufiger gemacht. Was bleibt einem denn anderes übrig, wenn das Auto von der Freundin gebraucht wird. Ich darf das Ding bloß nicht runterfallen lassen, sonst ist der Laptop hin." Naja, so schlimm ist der Einfluß beim Transport auf die Fahreigenschaften des Motorrades auch nicht, da die Lenkwinkel beim Fahren eher klein sind. Auch das dosierte Bremsen macht keine Probleme. Bei einer stärkeren Bremsung muss halt dann das Paket wieder auf und die Garantie in Anspruch genommen werden.

Dieses TÜV-zertifizierte Kanalreinigungsunternehmen entnimmt die benötigte elektrische Energie aus einem Dieselmotor angetriebenen Generator. Die Abgase werden aus dem Fahrzeugaufbau nach außen geleitet. Zum Glück hat der Zertifizierer dies nicht gesehen, sonst wäre die Lizenz vermutlich nicht erteilt worden. Ohne auf das nagelneue Pflaster Rücksicht zu nehmen, wurden die Rußparitkel filterfrei direkt auf die Steine geleitet. Mein Hinweis, dass die Sauerei durch einen einfachen, untergelegten Karton nicht entstehen würde, wurde folgendermaßen kommentiert: "Viel zu umständlich. Wo gehobelt wird, fallen halt Späne!" Tja, ausgebildete Fachkräfte sind halt überall am Werke.

Viele werden jetzt rätseln, was das ist. Hier die Auflösung: An einem Anhänger befindet sich vorne ein Ablageblech für die Kartons beim Be- und Entladen. Während eines Rangiervorganges mit zu weit abgeknickten Anhänger wurde es durch die Lkw-Rückwand eingedrückt. Es blieben scharfe Kanten stehen. Es wurde nichts entschärft oder zurückgebogen. Vor allem die linke Spitze ist ganz gefährlich. Sie ist messerscharf und ragt wie ein Dolch in den fließenden Verkehr. Da das Fahrzeug auch noch gegen die Fahrtrichtung geparkt monatelang abgemeldet so dastand und einen Meter in die Fahrbahn ragte, habe ich die Behörde informiert. Bereits nach 2 weiteren Monaten war die Gefahr schon beseitigt.

Was ich auch noch festgestellt habe, es gibt kaum Leute, die auf Ansprache so reagieren, dass sie den Fehler beseitigen. Die Ausreden sind schneller erfunden als die Mängel abgestellt werden können. Jeder ist eben eigenverantwortlich. Es ist nur bedenklich, dass andere dabei ungewollt in Mitleidenschaft gezogen werden können.