Friedhofsgärtner, die Zweite

Manchmal werde ich den Eindruck nicht los, dass bestimmte Branchen aktiv auf der Suche nach Kundschaft sind, so wie dieser Betreiber einer Friedhofsgärtnerei. Okay, die Argumentation kann nachvollzogen werden, dass nur kurze Wege zwischen Blumenladen und Grab gefahren werden und der Weg äußerst vorsichtig zurückgelegt wird. Man will ja schließlich keine wertvolle Pracht an Blumen verlieren. Aber sehen Sie sich das Gefährt selbst an, das so am Friedhof parkte.

 

 

Dieser Blumenverteilerzug fuhr also vor mir her. Die Herbstblüher hüpften bei jeder Fahrbahnunebenheit vor Freude auf das baldige eingepflanzt werden in ihren Transportgestellen. In einer Kurve wären sie vermutlich vom Wagen gesprungen. Dann fuhr der Zug rechts ran, um zu parken. Das hat mich veranlasst, wie schon beim ersten Mal, mein Fahrzeug ebenfalls in unmittelbarer Nähe abzustellen. So etwas hatte ich bisher noch nicht konkret wahrgenommen. Man lernt eben nie aus. Der Fahrer hatte es eilig, in die Mittagspause zu kommen. Er war bereits weg, als ich meinen Helm und Handschuhe ausgezogen hatte.

Bei der näheren Betrachtung stellte ich dann fest, dass  während der Fahrt nichts passieren kann, denn das Regal ist hinten vorschriftsmäßig gesichert.

Oben mit ausreichend dimensionierter loser Kette, Spannschloss und Haken. Leider nützt das Spannschloss nicht viel, da es seinen Namen nicht verdient, denn es spannt nicht. Da es lose ist, kann der Haken beim ersten Überfahren einer Unebenheit aus seinem oberen Lager hüpfen. Schaut also nur oberflächlich gesichert aus.

Und unten wurde das Regal mit einem einlagigen kräftigen Blumendraht angebunden, der dem Gestell seine Bewegungsfreiheit zugesteht, da er es nicht einengt und direkt anliegt. Vermutlich hat die eine oder andere Kurve die Drahtschlinge schon geweitet.

Der Transportboden ist zwar eingehängt, aber ungesichert, die Blumen sind frei beweglich. Die umlaufende Kante, die die Blumen am Auswandern hintern soll, ist ca. 1 cm hoch. Wie geschrieben, das Gestell ist halt für den Gebrauch direkt auf dem Asphalt konzipiert und nicht für einen halben Meter darüber.

Diese Mitnahme der Blumen in ihren Transportkisten gibt zumindest mir zu denken. Denn sie sitzen aufgrund ihrer Länge direkt oben auf den umlaufenden Kanten und schon mittlere Bremsungen oder engere Kurven ermuntern zum Verlassen des Anhängers.

Das ist die Verbindung Strebe – Einhängeboden. Zwar leicht auf die unterschiedliche Höhe der Blumen einstellbar, aber ohne jegliche Sicherung gegen Aushängen. Ein Bolzen, eine Schraube oder eine andere gängige Variante würde ausreichen, um dem Haken den Weg in seinem Loch nach oben zu versperren.

Da dies fehlt, schaut das Ergebnis so aus, wenn das Schlagloch zu tief war. Der ungesicherte Boden rutscht aus der Verankerung und die Blumen werden auf dem Asphalt verteilt. Der nachfahrende Mopedfahrer, der auf den herumliegenden Blumentöpfen ausgerutscht ist, fällt dann wenigstens weich und kann schon mal sehen, welchen Eindruck sein bepflanztes Grab machen könnte.

Tags darauf war alles auf den Gräbern verteilt und so konnte ich erkennen, dass es sich bei den Aufbauten um ganz normale Rollgestelle handelte, wie sie auch in der Gärtnerei oder vor jedem Baumarkt genutzt werden.

Das vordere, ebenfalls fahrbare Regal hat der Befestigung mit dem grünen Draht vermutlich zu viel abgefordert, sodass selbst die Doppellage nicht alle Kräfte aufnehmen konnte. Aber das ist für einen erfahrenen Gärtner kein Problem, wird halt das abgefahrene Regal wieder angehängt. Solange Draht vorhanden ist, ist auch die Sicherung zu gewährleisten.

Um nicht beim Angießen der gepflanzten Blumen jedes Mal das Wasser aus dem weiter entfernten Hahn holen zu müssen, wird praktischer Weise ein Fass mitgeführt. Das wäre jetzt nicht zu beanstanden, wäre es auf dem Anhänger ordentlich befestigt. So aber können die 500 Liter Wasser im Gefäß machen, was sie wollen. Sie können am Ort stehen bleiben, wenn die äußeren Einflüsse es zulassen. Oder, falls Querkräfte und Erschütterungen dann doch zu groß waren, auf Grund seiner äußeren Form einfach umfallen oder zumindest verrutschen. Nach vorne kann jetzt weniger passieren, da es ja ohne Zwischenraum am gut gesicherten Regal ansteht, s.o.

Als Möglichkeit, Wasser zu lassen, wurde der Pimmel zweckmäßiger Weise durch einen Ausschnitt in der Bordwand direkt nach außen geführt. Dass er dabei Fußgänger oder Radfahrer belästigen oder schädigen kann, muss billigend in Kauf genommen werden.

 

 

 

 

Fazit: Da ich mir nicht vorstellen kann, dass der Gärtner vor dem TÜV Termin den Aufbau komplett abbaut, sollte sich der Prüfer Gedanken machen, ob er das Fahrzeug als betriebs- und verkehrssicher beurteilen kann. Die Polizei, wenn sie denn soweit geschult wäre, dass sie die Gefahr erkennen könnte, müsste den Betrieb im öffentlichen Straßenverkehr sofort einstellen lassen, meiner Meinung nach.