Traktortransport

Zwei Traktoren auf einem Anhänger, ohne Zugmaschine auf einem Pkw-Parkplatz, da stimmt doch etwas nicht, habe ich mir gedacht und mein Maschinchen bei nächster Gelegenheit gedreht, um mir das schöne Arrangement näher zu betrachten. Und was man dabei alles umsetzen kann, was einst gelernt und gelehrt wurde. Von ferne meint man zwar wie immer, die Fahrzeuge sind jeweils mit vier Gurten am Unterbau festgezurrt und erwecken so einen gut gesicherten Eindruck. Aber wenn man näher kommt!?! Stellen Sie sich also auf einen längeren Artikel ein!

Beginnen wir mit der Vorderachse des hinteren Traktors. Der Gurt ist sauber über die Nabenmitte gezogen, wie es gemäß VDI 2700 vorgeschrieben ist, um ein Drehmoment beim Einfedern zu verhindern. Nun sind aber Traktorreifen sehr weich, da sie als Federung dienen und nehmen deshalb Kräfte durch entsprechende Verformung des Reifens auf. Dadurch wird aber der Gurt erheblich entlastet und die geforderte Anpresskraft geht verloren. Das kann bei dieser Reifengröße bedeuten, dass die 2 cm der Einhaklänge des Hakens schnell erreicht sind und sich der Haken aus seiner Verankerung verabschiedet. Normalerweise reicht die Schwerkraft des Fahrzeuges aus, um bei der Reibwertpaarung von Reifen auf rauer Metalloberfläche die seitlichen Kräfte aufzunehmen. Steht aber der Reifen auf einer Metallplatte, die auf Metall liegt, vermindert sich die seitliche Führungskraft auf höchstens 10 - 15 %. Es müsste also hier eine Komponente durch den Gurt eingebracht werden, die ein Verdrehen mit der Platte verhindert. So, wie der Gurt verläuft, ist dies nicht möglich. Der Winkel zur Längsachse des Fahrzeuges verläuft nahezu parallel ohne  nennenswerte seitliche Kraftaufnahme.

Ein Blick unter das Fahrzeug lässt uns erschaudern. Die vermeintliche Niederhaltekraft des Gurtes hat in dieser Anordnung eher eine optische Wirkung und kann maximal als Drehpunktfestlegung dienen.

Wie hoch die Zurrkraft tatsächlich ist, kann man dadurch ahnen, dass die Auffahrrampe vorne hochsteht. Eine seitliche Haltefunktion kann dabei ausgeschlossen werden.

 

Aber nun zu den Spuren, die auf ein Wandern der Geräte während der Fahrt hindeuten. Beachten Sie dazu die dunkelschwarzen Eindrücke an den Reifen. Sie lassen auch erkennen, dass der Fahrer vermutlich die Position schon korrigiert hat. Wie oft, lässt sich nicht feststellen.

Durch das Niederspannen über die Vorderreifen zur Fahrzeugmitte hin ist leider gewährleistet, dass bei Bremsungen das Fahrzeug die Verformbarkeit des Vorderreifens voll ausnutzt und so den Gurt am Hinterrad nahezu entlastet. Das könnte auch der Grund dafür sein, dass die Gurte auf den Reifen verrutscht sind.

Durch die Reibspuren wird erschreckend deutlich, wie weit die Gurte bereits entspannt waren und am Reifen verrutscht sind. Dies heißt aber auch, dass das Gerät dabei weit eingefedert und auf dem Anhänger gewandert ist. Warum sorgt der Hersteller nicht dafür, dass nur für den Transport spezielle, am Rahmen befestigbare Zurrpunkte angebaut werden können, um diese Wanderungen zu unterbinden? Dann müssten die Fahrer nicht zu solchen Hilfskonstruktionen greifen und dabei sich und andere gefährden. Stabile Stellen gäbe es genügend und der Hersteller muss ja seine Geräte auch sicher an die Endkunden ausliefern. Ein Blockieren der Achsen gegen Einsinken wäre noch besser.

Alleine schon die Gurtführung über den Reifen zeugt von kenntnisfreiem Umgang mit der Physik. Wenn der Reifen bei Kurvenfahrten, beim Bremsen oder bei Schlagloch Durchfahrten einsinkt und sich der Gurt entspannt, wird er der Kraft nachgeben, die ihn nach unten zieht. Diese Bewegung ein paar Mal hintereinander und das Gerät hat viel Freiheit auf dem Anhänger. 

Wer den Gurt so über den Reifenstollen verlegt, muss damit rechnen, dass er bei Entspannung ins Tal rutscht. Die helle Schlagspur zeigt es bereits, aber der Gurt wird wieder an der alten Stelle angebracht. Die Wiederholung des Vorganges wurde vermutlich Hirnseitig ausgeschlossen.

Dass der Hersteller des Anhängers diesen Haken als Zurrpunkt zugelassen hat, bezweifle ich auf das Heftigste, zumal der Gurt über die scharfe Kante am Rahmen geführt werden muss.

Damit auch mal etwas Positives erwähnt wird, muss man den Fahrer loben, dass er die Antirutschmatten mittig auf dem Anhänger mit Spanngurten  festgelegt und zur Sicherheit auch noch den Traktor auf dem Gurt geparkt hat. Ok, die Niederspannkraft ist noch nicht einmal erwähnenswert, aber das ist bei den Matten auch nicht unbedingt notwendig, wie ihr Name schon sagt. Vermutlich wurden sie nur festgezurrt, damit sie der Fahrtwind nicht weg hebt. Aber der Gurt wird sich bedanken, wenn er mit dem Reifen quasi durch die Löcher in der Unterlage gedrückt wird.

Das gilt auch für diese Stelle, die sich der Fahrer ausgesucht hat, obwohl er wissen sollte, dass man Haken nur im Hakengrund und nicht an der Spitze belasten darf. Sonst besteht die Gefahr, dass er sich aufbiegt und die Haltekraft verliert. Er müsste dann abgelegt werden.

Um sich ein Bild von Halter und Fahrer zu machen, wie gewissenhaft sie das Fahrzeug warten und pflegen, muss man sich nur ein paar Punkte ansehen, wie z.B.

- den nicht gekennzeichneten Bedienhebel für die Höhenverstellung,

- die nicht mehr gangbaren Stützräder und

- die gefährliche Aufbockung trotz der hohen Last,

- die Reserveradbefestigung, die sich vermutlich gar nicht mehr öffnen lässt,

- die Staukästen, die mit Gummischüren verschlossen gehalten werden und

- das nicht gesicherte hintere Warnschild.

Um die Sicherheit von Ladung und Verkehrsteilnehmern zu gewährleisten müsste so ein Fahrzeug durch die BAG einmal erwischt werden, dann könnte direkt eine Aus- und Weiterbildung vor Ort durchgeführt werden, da alle Mängel konzentriert vorhanden wären.