Jahreszeiten im clinch

Herbst und Winter treffen sich zu ihrer alljährlichen Übergabe der Geschäfte. Der Winter ist leicht angesäuert, weil er auch diesmal weit später seine Arbeit verrichten konnte, als eigentlich im Jahresrhythmus vorgesehen. „Sag einmal, Gevatter Herbst, was soll denn das? Warum ziehst du denn deine milden Witterungsangebote derart in die Länge, dass ich mit meinen Vorbereitungen so lange warten muss? Das ist nicht in Ordnung. Ich bekomme mein Programm gar nicht mehr voll durch. Da staut sich doch jedes Jahr immer mehr Schnee an. Und wenn ich dann endlich zur Freude der Skifahrer loslegen könnte, liegt mir der Frühling schon in den Ohren, ich soll mich nicht so lang hinziehen, seine Kundschaft wartet auf die Temperaturen für die Aussaat.“

„Ja, da kann ich doch nichts dafür!“, antwortet der Herbst patzig, „Der Sommer meint ja jedes Jahr, er müsste länger dauern. Ständig schiebt er seine hohen Temperaturen und die Trockenheit noch in meine Zeit. Wie soll ich mich denn da etablieren. Ich bin ja schließlich dafür zuständig, dass in der Natur alles heruntergefahren wird. Also musst du auch warten, bis ich fertig bin.“

„Das mag ja alles so sein,“ Der Winter schmollt immer noch, „ihr zwingt mich somit, mein Programm zu verkürzen. Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt. Ich kann euch schon mal vorwarnen. Acht Meter Schnee hau ich euch vor die Füße. Da kann der Frühling sehen, wie er den wieder wegkriegt. Und wenn die Menschen schon kein Hitzefrei mehr bekommen, werde ich dafür sorgen, dass sie Schneefrei erhalten. Ein Ausgleich muss sein.“

„Das kannst du nicht bringen!“ begehrte der Herbst auf, „Der Frühling und ich müssen immer alles ausbaden. Setz dich doch mal direkt mit dem Sommer zusammen und diskutiert das aus.“

„Habe ich doch schon versucht, vor drei Jahren an Weihnachten, wenn du dich erinnerst. Bei 24 Grad. Da hat‘s der Sommer wieder raushängen lassen, sonst wäre er nicht gekommen. Das hat auch keinem gepasst, vor allem haben alle Skifahrer gemault. Bei solchen Aktionen schmilzt das Schlitzohr mir mehr Schnee weg, als ich danach wieder ausgleichen kann. Also schau zu, dass du dich im kommenden Jahr so mit ihm einigst, dass alles wieder normal wird. Ich kann sonst für nix mehr garantieren. Haben wir uns verstanden?“

„Aber ich allein kann das auch nicht.“ maulte der Herbst nach, „Da musst du schon bei der Übergabe an den Frühling darauf drängen, dass ihn der Sommer nicht wieder zu früh zwingt, die Temperaturen hochzutreiben. Ich merke nämlich, dass er versucht, immer stärker zu werden. Als Übergang von warm zu kalt werde ich bald nicht mehr gebraucht. Die Natur beschwert sich ebenfalls schon laufend, auf uns sei kein Verlass mehr.“ Da kam dem Herbst plötzlich ein Gedanke. „Sag mal, Winter, wir wollen doch nur dafür sorgen, dass der Kalender stimmt, oder? Aber wer pfuscht uns denn ständig dazwischen? Das sind doch diese Menschen? Vielleicht müssen wir noch extremer werden, damit die endlich kapieren, dass sie uns mit ihrem Dreck, den sie in die Luft blasen, dazu zwingen, so zu reagieren.“