Der innere Schweinehund

Lieber Trainer,

liebe Freunde der Sportabzeichenurkunden!

Es ist gottseidank wieder einmal so weit, dass wir hier zusammen kommen konnten, um die Abzeichen für unsere Leistungen aus der Hand unseres Trainer zu erhalten. Was wir dafür leisten, ist ja nicht immer für jeden einfach, was vermutlich alle bestätigen können, gell?

Deshalb habe ich mir einige Gedanken dazu gemacht, wie vielleicht der eine oder die andere bereits vermutet haben. Ich sehe, manche haben es sogar befürchtet.

So, ihr lieben Sportlerleut,

wieder steh ich vor euch allen heut

Denn ich wollte was zusammen dichten

und vom letzten Jahr berichten.

Ich dachte nach, da fiel mit ein,

Motivation könnt ein Thema sein.

Deshalb will ich es mal wagen,

und kurz was drüber sagen,

wie man kommt zu seinem Sport

und vielleicht auch bleibt vor Ort.

Wer stört? Wer bist du überhaupt?

Wer hat deinen Auftritt denn erlaubt?

Ich seh das alles mehr in rosa,

deshalb geht´s weiter jetzt in Prosa,

weil fürs Reimen hab ich null Idee,

das Meiste ist halt fürs WC.

Aber Du wollst was über Motivation erzählen, oder?

Ja, hatte ich eigentlich vor.

Gut, dann kennst du vermutlich auch das Gegenteil davon?

Logisch, Demotivation.

Schmarrn, Schwund. Hier muss der Schwund erwähnt werden, weil der ab und zu bei der Anzahl der Anwesenden eintritt.

Und was hat das mit dir zu tun?

ICH BIN DER SCHWUND?

Ach was! Und genau was muss ich mir da vorstellten?

Hab ich mir fast gedacht, dass du mit mir nichts anfangen kannst. Du kennst mich ja auch kaum. Also, pass auf! Schwund ist die Abkürzung für: Innerer Schweinehund. Schwund – Schweinehund? Na, klingelts?

Hm, ach so?

Ist doch klar! Wer sich anstrengen, also dem Sport zustreben will, der muss erst mal seinen inneren Schweinehund überwinden. Kannst du das bestätigen?

Jaaa! Was meint ihr? Kennt ihr das auch?

Sagt nix unüberlegtes. Ich habe es des Öfteren gehört, bevor der Sport losging oder beim nächsten Mal, als ihr wieder dabei ward. Ich habe euch ja schließlich die Ausreden geliefert: Mal war´s das Wetter, mal ein vermutetes Zipperlein, mal ist das Fahrrad nicht angesprungen, usw. Kennt ihr, gell?

Aaah! Jetzt habe ich es gerafft. Logisch.

Aber das ist noch nicht alles. Jede Anstrengung setzt Motivation voraus. Vor allem, wenn der Trainer sein Invalidentraining macht.

Du meinst sicher Intervalltraining.

Gscheidhaferl! Naja. Wenn man so sieht, welche Probleme manche auf den Platz mitbringen und trotz ihres Alters teilnehmen, kann man fast vom Invalidentraining reden. Und deshalb ist mir euer Trainer auch ein großer Dorn im Auge.

Sag bloß, wieso denn das?

Weil der ständig gegen mich arbeitet und trotz allem so viel Leute zusammen bekommt. Und das ganz ohne Motivierung.

Aber zurück zum Intervalltraining. Da kriegt man gesagt: Erst eine Runde, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht der Henry vor der Tür, ach nee, vor der Stadiontreppe und will auch noch 10 Liegestütze sehen. Und da siehst du den Schwund so langsam auf dich zukommen und machst bloß noch acht Stück.

Ist das so schlimm.

Nein, das nicht, aber dann geht das Ganze rückwärts und zum Schluss auch noch die Treppen rauf und runter.

Ja, ich weiß, zum Schluss nochmal zwei Runden zum Ausklang.

Nein, nein, nix Ausklang, das dient dazu, dass du so fertig bist, dass du nicht mehr ans Maulen denkst und froh bist, dass du endlich heim darfst.

Aber wir machen doch nicht nur Lauftraining. Wir sind doch auch in der Halle. Da geht es doch gemütlich zu.

Von wegen! Achtung, versuchter Reim:

Bist du am Montag schon gerennt,

dass dir der Oberschenkel brennt,

dann kommt am Mittwoch gleich der nächste Geck

und haut dir den Unterschenkel weg.

Und seit neuestem wird zum Schluss dann zur Musik Ciabatta getanzt.

Du meinst sicher Tabata.

Sag ich doch!

Aber das sind doch nur 20 Sekunden ramba zamba, dann 10 Sekunden Pause. Das geht doch, oder?

Schon, aber 8 mal hintereinander in einer Runde. Das haut rein. Da kommst fei schon ins Schwitzen. Vor allem, jetzt müssen es schon vier Runden sein.

Jomei, von nix kommt nix. Schließlich wollen ja alle dieses Abzeichen haben.

Ja, ich weiß schon, unter Gold geht da nix. Kriegst du bloß Silber, kommst du dir ja schon wie ein Versager vor. Deshalb ist ja bei dieser Stammtruppe der Schwund so klein, weil eben die Motivation passt.

Genau, deshalb habe ich am Anfang ja so gestutzt, weil ich dich ja kaum kenne.

Jetzt haust aber wieder einen raus. Wisst ihr, wie der Säckel mich austrickst. Wenn es um Sport geht, da lässt der mich einfach daheim sitzen und geht ohne mich zum Training. Das finde ich nicht in Ordnung.

Wieso? Das klappt doch ganz gut.

Ja schon, aber wo bleib denn da ich. Ich habe ja schließlich auch eine Seele. Ich will auch gebraucht und vor allem, überwunden werden.

Ooch, eine Runde Mitleid. Aber mach dir nichts draus, du bekommst deinen Auftritt schon noch. Das Wetter wird garantiert auch wieder mal schlechter.

Na gut. Aber sag mal, wunderst du dich nicht, wie so ein großer Schwund in deinem kleinen Kopf Platz hat?

Jetzt, wo du es sagst, schon.

Frage dazu: Kannst du mir erklären, was ein Vakuum ist?

Äh, Moment, ich komm gleich drauf, ich hab es im Kopf.

Siehste, Frage schon geklärt.

Komm, werde nicht frech. Ich merke, der Henry wird schon nervös. Er will die Urkunden verteilen.

Is ja gut! Aber eins muss ich noch klären. Ich habe gehört, ihr habt einen neuen Werbeslogan?

Ja, aber der ist noch nicht abgesegnet.

Sag schon! Wie heißt er? Spuck´s aus!

Also gut:

Sport, das ist der größte Hit,

er hält uns jung, er macht uns fit!

Ach, wie nett. Ist das alles? Da jetzt fehlt doch noch die Motivation. Pass auf, so müsste das heißen!

Sport, das ist der größte Hit,

er hält uns jung, er macht uns fit!

Trittst du mit 90 endlich ab,

steigst du wenigstens gesund ins Grab

So, jetzt ist es aber genug.

Und Ihr habt es überstanden.

Und dir, lieber Trainer darf ich hiermit noch eine Kleinigkeit von den anwesenden Top-Motivierten mit dem besten Dank und der Bitte überreichen, uns weiterhin so fertig zu machen, wie bisher.

Ob mit oder ohne Schwund, ganz egal, Hauptsache, mit viel Motivation.

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit.