Zurren will überlegt sein

Aufgrund der vielen Fehler beim Zurren mit den Gurten und den Meinungen über die Niederhaltekraft des Gezurrten habe ich mir überlegt, dass ich den Kraftverlauf, der durch einen Gurt auf das Stückgut aufgebracht wird, einmal kurz aufzeige.Viele der Bediener gehen da meines Erachtens von falschen Erwartungen aus.

 

Nehmen wir mal einen Holzbalken, legen ihn mittig auf die Ladefläche, werfen einen Gurt drüber und spannen diesen. Im Gurt entsteht eine Zugkraft, die auf den Klotz als Niederhaltekraft wirkt. Dabei ist diese vom Winkel abhängig, unter dem der Gurt über den Klotz verläuft. 

Die Kraft kann zeichnerisch dargestellt werden. Wird nun eine Zurrkraft von 180 daN aufgebracht, so wird der Klotz bei einem Winkel von 10 Grad mit lediglich 31 daN zusätzlich zur Gewichtskraft auf die Ladefläche gedrückt.

Wird nun der rechte Zurrpunkt höher gelegt, so bleibt der Zurrwinkel links zwar erhalten, aber der Niederhaltewinkel wird erheblich kleiner und somit auch die Kraft, mit der der Klotz zusätzlich auf die Ladefläche gedrückt wird. Und hier liegt der Fehler, der in vielen Köpfen der Verlader und Fahrer vorhanden ist.

Wird nun, wie in den folgenden Beispielen, der Gurt über mehrere Klötze gespannt, so ändert sich die Kraft, mit der der einzelne Klotz beaufschlagt wird. Sie sehen in der Zeichung, wie groß die Kräfte noch sind (rote Pfeile). Dabei bleibt die Zurrkraft im Gurt überall gleich. Der Klotz 1 wird eben nicht mit der Kraft auf die Ladefläche gedrückt, die der Winkel Gurt - Ladefläche vermuten lässt. Wenn nun während der Fahrt aufgrund der geringen Anpresskraft der Klotz 1 an den Klotz 2 heranrutscht, so wird der Gurt entlastet und es wirkt nur noch die Erdanziehungskraft. Bei einer Reibung von 0,3 zwischen den Klötzen und der Ladefläche können also nur kleine bis mittlere Bremsungen durchgeführt werden, ohne dass die Klötze ihre Plätze verlassen. Das ist nicht gut!!

Gehen wir mal davon aus, dass drei gleich hohe Kötze mitgenommen werden sollen, so werden die beiden äußeren mit der Kraft auf die Ladefläche gepresst, die der Winkel zwischen Klotz 1 und Klotz 3 hergibt. Und der ist geringer als zwischen Ladefläche und Klotzvorderkante! Klotz 2 wird nur durch die Schwerkraft und deren erzeugte Reibung auf seinem Platz gehalten. Genau die gleichen Verhältnisse herrschen, wenn Klotz 2 kleiner als einer der anderen ist.

Sie können nun selbst feststellen, wie hoch die zusätzlichen Kräfte sein können, wenn Sie Ihre Ladung mal kritisch betrachten. Und Sie sollten immer bedenken, dass Sie 0,8 g nach vorne und 0,5 g zur Seite hin gewährleisten müssen, um Gefahrbremsungen und plötzliche Ausweichmanöver durchführen zu können. Und bitte daran denken, diese Berechnungen sind nicht mit dem direkten Zurren Ladefläche - Zurrpunkt an der Last zu verwechseln, da hierbei die Zugkraft des Gurtes gesamt in den Zurrpunkt fließt.

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