Anhänger auf Anhänger, naja?!

Lieber Leser!

Vielleicht sollte ich das nächste Mal einfach weiterfahren. Wenn ich immer stehenbleibe, nachdem mir etwas aufgefallen ist, heißt es, das Ganze zu Papier oder in den Rechner zu bringen, damit Sie was zu lesen haben. Das macht Arbeit. Aber was soll`s. Macht auch Spaß. Apropo Spaß! Schauen Sie sich die folgenden Bilder in Ruhe an und überlegen Sie,ob man da noch lachen sollte. Das Motto des Transporteurs könnte lauten: Bisher hat es doch auch immer geklappt. Keiner hat gemeckert, weder TÜV noch Polizei.

Aber selbst so ein kleiner Transport kann viele Mängel aufweisen, wie die Anzahl der Bilder zeigt. Dabei sind es nur exemplarische Aufnahmen. Normalerweise wären es doppelt so viele, wollte man alles ansprechen.

Dieses Bild habe ich im Vorbeifahren unbeweusst aufgenommen. Mich hat etwas beunruhigt, dass der transportierte Anhänger nicht Achse über Achse stand, um die Last mittig auf das Untergestell zu übertragen.

Bei solchen Anhängern muss man sich den Schwerpunkt etwa mittig zwischen den Achsen vorstellen, sodass die Stützlast am Kupplungskopf von ca. 25 kg auch im leeren Zustand gesichert ist.

Also war wieder einmal absteigen angesagt  und genau gucken. Als erstes fiel mir gleich das Stützrad auf. Handelte es sich hier um einen Konstruktionsfehler, weil es nicht ganz bis zum Boden reichte? Oder bedeutete es, dass der verlastete Anhänger viel zu weit hinten platziert war? Ich ging mal vom letzteren aus.

Dieser Spanngurt schaute aus, als hätte die Oma beim Stricken desselben mehrere Maschen fallen lassen. Das Etikett war auch nicht mehr zu lesen.

Der Gurt war ablegereif, nach meiner Meinung.

Ein weiterer Umstand lies mich erschaudern. Der Knick im unteren Verlauf deutete darauf hin, dass der Haken an der Spitze belastet wurde. Also stand der Haken ständig unter Spannung und konnte aufgebogen werden, wenn seine Widerstandkraft überschritten wurde. Auch die Aufnahme des Hakens, dort wo er in der Brücke drehbar gelagert ist,  wird durch die Anbindung des Gurtes umgebogen. Der untere Teil des Trägers wird dadurch nur an einer Stelle belastet und somit überlastet. 

Dieser Belastungsumstand hatte hier bereits deutliche Spuren hinterlassen. Dies war aber nicht kurz vorher geschehen, sondern lag schon länger zurück. Nach der Überlastung hat die oben zusammengezogene Brücke den Gurt angeknabbert. Wie breit die Brücke einmal gewesen sein musste, zeigte der Abstand zu den Schraubenenden. Der Gurt war ablagereif.

Auch der dritte Gurt ließ die Vermutung aufkommen, dass der Umlenkpunkt überlastet war. Die Brücke war verformt und das Etikett nicht mehr lesbar. Also auch ablegereif!

Warum sollte der vierte Gurt anders aussehen? Eben. Auch ablegereif.

Durch den ständigen Gebrauch wurden die Zähne an der Ratsche erheblich abgenutzt, und zwar an allen Ratschen.

Bei zwei Ratschen war schon etwas zuviel Gurt aufgewickelt.

Selbst der fünfte eingesetzte Gurt, der die Deichsel festgelegen sollte, ist ablegereif. Das Etikett wieder nicht lesbar und das Gurtmaterial abgeschabt. Dass die Deichsel nicht ruhig lag, zeigten die heftigen Spuren, die die Ratsche am Blech hinterließ.

Das bewiesen auch die Anschlagstellen zwischen dem Halter für die Umlenkrolle des Zugseiles und und dem Stützrad. Diese zusätzliche Befestigung war zwar gut gemeint, aber nicht zu Ende gedacht. Denn jeder Transporteur müsste wissen, dass ein Fahrzeug, das an den Rädern festgezurrt ist, durch die Federung frei schwingen kann. Ein einfacher Test durch Niederdrücken mit der Hand hätte hier Klarheit geschaffen. So musste es aber das Material wieder Mal ausbaden.

Von der anderen Seite konnte man es noch deutlicher erkennen. Die Anschlagstellen am Halter der Umlenkrolle und am Arretierhebel für die Kipppritsche (oberer Pfeil) stammten nicht von einer einmaligen Berührung. Die Gefahr bestand sogar, dass dieser Arretierhebel durch einen heftigen Schlag gegen seine Schnappsicherung (unterer Pfeil) geöffnet wird und die Kippe während der Fahrt hochschlägt. Das weitere Szenario malen Sie sich bitte selber aus.

Auf alle Fälle mussten die Schläge auf das Stützrad derart wuchtig gewesen sein, dass das Rohr in seiner Halterung nach oben geschoben wurde. Die Spuren waren ganz frisch (rote Pfeile). Die Bruchstelle am blauen Pfeil wird im nächsten Bild erklärt.

Am Schraubenkopf war die Halterung am unteren Ende des Langloches durchgerissen (blau). Hier musste also eine Überlastung des Materials derart grass erfolgt sein, dass sich sogar der Schraubenkopf abgeformt hatte (gelb). Um die Verformung aufzufangen, hat man dann einen Vierkantstab oben (rot) eingeklemmt, um die "Stabilität" wieder herzustellen.

Von vorne gesehen wurde das ganze Drama noch deutlicher. Es war zu erkennen, dass die hohen Kräfte nicht nur einmal gewirkt haben mussten, sondern mehrmals. Die Kante oberhalb des Vierkantstabes wurde nämlich wieder zurückgedrückt. Es ist zu vermuten, dass der Fahrer ein ungeschickter und fauler Rangierer war, der das Stützrad während der Fahrt nicht hochgekurbelt hatte. Denn nur so sind derartige Verformungen möglich.

Am Stecker für die Elektrik fiel auf, dass der aufgerissene  Schutzmantel der Kabel notdürftig mit Isolierband geflickt worden ist. Das Wasser kann aber immer noch eindringen. Also Pfusch. Um einem Kurzschluss vorzubeugen, sollte die Flickstelle gegen eine originale Gummitülle ausgetauscht werden.

Hoffentlich sehe ich den Anhänger nochmal, nachdem der Kollege vom TÜV ein Auge drauf geworfen hatte, denn er ist 4/17 fällig.

Nun das Fazit, das hoffentlich auch mit Ihrer Meinung übereinstimmt:

- Alle Gurte sind ablegereif

- Sämtliche Haken werden an der Spitze belastet und quer gezogen

- Die Deichsel wippte bei jeder Unebenheit und beim Bremsen nach, Schäden am unteren Anhänger durch das Stützrad und an der  Oberfäche der Deichsel durch die Ratsche

- Ratschen mit mehr als drei Windungen auf der Rolle

- Ratschenzahnsegmente sehr verschlissen

- Stützradhalter verformt und gerissen und Reparatur unfachmännisch (Vierkant als Unterlage)

- Hakenbrücken verformt durch Überlastung

- Elektrostecker undicht, Wasser kann eindringen

 Hier sind große Schlamper am Werk. Oder wie sehen Sie das?? Oder wie sieht man das bei der Überwachungsorganisation bei der nächsten Vorstellung zur HU?