Sattelzug ohne Mängel??

Man soll es nicht glauben, es geschehen noch Zeichen und man wundert sich. Übers Wochenende war der Berufskraftfahrer (BKF) so nett und hat mir sein repariertes Fahrzeug zur Begutachtung hingestellt. Die Gelegenheit ließ ich mir natürlich nicht nehmen, um zu sehen, was das Landratsamt (LRA) nach fast 2 Jahren zustande gebracht hat.

 

Als allererstes muss ich den BKF loben; denn er hat sowohl die Sattelplatte an der Zugmaschine, als auch den Tunnel darunter gereinigt. Dafür habe ich ihm sofort eine nette Note an den Türgriff gehängt und mich im Namen aller Mopedfahrer bedankt. Ich hoffe, das war in Ihrem Sinne, liebe Mitmopedfahrer.  

 

So, nun aber zum Stand der Dinge am 03.10.16:

Ich werde die Sehenswürdigkeiten gegenüberstellen, damit Sie auf den Seiten nicht immer hin und her wandern müssen und ich kann Ihnen versprechen, Sie werden einiges sehen. Die Erkenntnisse sind nicht nur für Laien interessant, sondern auch für die Fachleute, die für die Technik zuständig sind, Prüfer und Konstrukteure und Automechaniker. Die linken Bilder wurden 08/16, die rechten 10/16 gemacht.

Damit Sie auch die Zuspannsituation bewerten können, zeige ich Ihnen kurz einen vorschriftsmäßig geschlossenen Drehverschluss. In den Zwischenraum Unterlage - Drehzapfen passt genau das Halteblech des Containers. Die Vierkantformen passen genau ineinander und werden durch die Spannschraube zusammengehalten und gegen den Aufbau gedrückt.

Damit Sie mir auch glauben, dass Der Container um den Drehzapfen wandert, sehen Sie sich die geschliffenen Rostspuren an. Diese Strecken von etwa 8 cm in und 2 cm quer zur Fahrtrichtung können ruckartig überwunden werden, z.B. bei Kurvenfahrten oder beim Bremsen. Dann knallen etwa 5-10 Tonnen gegen die Verschraubung.

Drehverschluss hinten rechts:

 

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts, keine Änderung, die Sicherung ist immer noch an falscher Stelle; selbst die Verschraubung ist ebenfalls genauso lose und nach links verkantet, da die Spannmutter wieder nicht am Anschlag anliegt.

Eigentlich bräuchte ich keine neuen Fotos machen, da sich die alten gleichen. Lose Verbindungen, ca. 1 cm Luft zwischen den Anlageflächen der Ladung und des Drehzapfens und ca. 1-2 cm Luft zwischen Spannschraube und Anschlag. Das bedeutet, die Sicherung greift nicht, die Backen liegen nicht an der Ladung an. Es wurde auch unterwegs nicht nach gespannt.

Drehverschluss links hinten:

Hier wurde ja richtig gearbeitet. Die alte Sicherung wurde entfernt und die neue auf einer konstruktiv sehr einfach gestalteten Halterung angeschweißt. Aus Symmetriegründen wurde sie vermutlich ebenso neben den Platz der alten Falle gesetzt, wie auf der anderen Seite, also vom Wirksamkeitsgedanken keine Spur. Warum wird nicht einfach der alte Vierkant entfernt und ein neuer zusammen mit der Falle eingesetzt? Soll sogar vom Hersteller als Ersatzteil lieferbar sein, wurde zumindest von einem Werkstattmeister mir gegenüber frech behauptet. Es wäre vermutlich einfacher und die unsinnige Biegerei der Halterung würde wegfallen.

Nur so nebenbei: Sämtliche Kräfte der Spannmutter in Fahrzeuglängsrichtung werden in einem Winkel von etwa 30 ° auf die Falle übertragen, also jedes Mal wenn der Container in der Kurve oder bei Bremsungen wandert. Geometrisch heißt das, die Hälfte direkt nach hinten, die andere Hälfte seitlich. Das Gleiche gilt für die Halterung, die ja auch nicht blöd ist und rechtzeitig nachgibt, was wiederum bedeutet, dass sie ihre Stellung aufgibt. Schließlich ist ja die Halterung unten offen, da diese Sch(w)eißnaht fehlt. Im Bild weiter unten sieht man den nutzbaren Freiheitsgrad von bis zu 5 cm. Der Abstand zwischen Oberkante Flügelmutter und Anschlag beträgt beachtliche 3 cm, was bedeutet, dass der Drehzapfen keine Kraft auf die Ladung ausüben kann und deshalb nur auf dem Halteblech des Containers aufliegt. Bei vertikalen Bewegungen wird deshalb die Verschraubung schlagartig beaufschlagt und gibt das durch laute Geräusche kund. Wie jeder weiß, können diese heftigen Schläge das Ende der Verbindung einläuten oder führen zum Verlust der Spannschraube.

Den Blick ins Befestigungsauge hätten wir uns sparen können. Wie man sieht, steht der Drehzapfen ca. 1 cm über seine Vierkantaufnahme heraus, mit der eigentlich die Schrägkante übereinstimmen müsste, um eine korrekte Verbindung zu simulieren.

Aber wieso kann sich die Spannmutter derart lösen? Von unten betrachtet wird es sofort klar. Die Sicherung kann nichts nützen, da die Aufnahme der Spannschraube derart breit ist, und der Anschlag links und rechts etwa 3 cm vom Konus der Spannmutter entfernt liegt. Da die Bewegungsfreiheit so groß ist, kann die Flügelmutter kippen und an der Sicherung vorbeirutschen oder diese bei jeder Bewegung ein wenig mehr verformen. Normaler Weise ist hier nur eine Bohrung vorgesehen, die so groß ist, dass die Spannmutter mit ihrem Konus gerade darin verschwindet und oben anliegt, wenn die Ladung ordnungsgemäß gezurrt ist.

Sicherung vorne:

 

Auch hier hat die Reparaturfirma gewütet. Ebenso umfangreiche, wie unsinnige Arbeiten wurden durchgeführt. Der Sicherungshebel wurde gangbar gemacht, der Schenkel der vorherigen Feder liegt an alter Stelle am Boden und zeigt ihre Wirkungslosigkeit und die neue Feder wurde direkt in den Griffraum zum Verriegelungshebel gebaut. Der Bediener hat zum Betätigen des Verriegelungshebels zwei Möglichkeiten, sich die Finger zu klemmen; er kann den Sicherungshebel mit der rechten Hand hinter der Feder niederdrücken und dann mit der linken Hand den Verriegelungshebel betätigen. Wobei der linke Zwischenraum eher etwas schmal ist, um mit der Hand durch zu greifen. Oder er macht es genau umgekehrt. Es besteht immer Quetschgefahr durch die gelängten Federwindungen. Die scharfe Kante der Arretierungslasche auf dem Sicherungshebel ist auch nicht zu vernachlässigen. Arbeitssicherheitsmäßig hätte ich hier so meine unbezahlten Bedenken. Also Handschuhpflicht einführen.

 

Fazit durch den Fachmann?

Murks, buchstäblich von vorne bis hinten. Die Werkstatt sollte überprüft werden, ob sie überhaupt ein Qualitätsmanagement besitzt und der Werkstattmeister, falls vorhanden, ob er noch alle Schweißstäbe im Köcher hat. Würde mir das Fahrzeug in diesem Zustand zur HU / SP vorgestellt, hätte ich weder Plakette noch Marke für es übrig.

Die Bewertung zur Ladungssicherung: Der Fahrer ist für den Transport solcher Ladung ungeeignet, da er noch nicht einmal die einfachsten Regeln beherrscht, wie der Zustand der Lastaufnahmen durch die hinteren losen Verbindungen zeigt.