Wie es halt immer so ist, nach einer gewissen Zeit gefällt die Einrichtung der Wohnung den Besitzern derselben einfach nicht mehr, zumindest dem weiblichen Anteil.
„Die schaut doch wirklich nach nichts mehr aus!“ Das waren ihre Einleitungsworte, als wir zusammen im Schlafzimmer standen, um uns die tägliche Gebrauchswäsche überzustreifen. Ich folgte ihrem Blick. Sollte da tatsächlich bereits nach fünfzehn Jahren schon wieder eine neue Schlafzimmerlampe her, gerade als ich mich so schön daran gewöhnt hatte?
„Moment! Die habe ich vorgestern erst gereinigt und poliert.“ Erwiderte ich stolz und zeigte auf die glänzende Leuchte, die zugegebenermaßen tatsächlich an der einen oder anderen Stelle des Messingbeschlages schon Abnutzungsspuren zeigte. Die waren aber dem Polieren geschuldet.
„Ja, schön, aber trotzdem völlig jenseits von modern!“ Diese Ansage meiner Angetrauten ließ mich aufhorchen. Stand da ein Wechsel am nächtlichen Himmel ins Haus? Was hatte sie nur gegen diesen wunderschönen fünfarmigen Leuchter mit den gefällig geformten 25 Watt Kerzenbirnen? Die bringen doch ein warmes Licht in den Raum und man kann sie auch noch einzeln schalten. Halt gemütlich. Das birgt aber die Gefahr, dass man dann zusätzlich eine Taschenlampe braucht, um das Bett besser zu finden.
Nach einem gezielten Meinungsaustausch, d. h. ich habe ihre Meinung angenommen, haben wir uns aufgemacht und sind in ein bekanntes Möbelhaus gefahren, das mit Restaurationsbetrieb selbstverständlich. Wenn ich schon mitmuss, dann nur mit Boxenstoppmöglichkeit. Die Auswahl war schnell getroffen. Nach fünfmaliger Umrundung der Lampenabteilung, dreimaliger Besichtigung der Schlafzimmerabteilung und Ausnutzung des Wissens der beiden Lampenfachverkäuferinnen der Abteilung, einem Cordon Bleu mit Pommes und einer Schweinshaxe mit Sauerkraut, standen wir schon nach vier Stunden an der Kasse. Es ist eine Glaskugel geworden, die eine milchige Oberfläche und ein Kleincomputer gesteuertes Innenleben hatte. Ich muss zugeben, sie macht schon etwas her, die Kugel mit einem halben Meter Durchmesser. Die Demonstration vor Ort war beeindruckend. Man konnte, je nach Programm, die südliche Sternenhemisphäre oder die nördliche darstellen. Eine wechselnde Farbauslese war ebenso möglich, wie, man höre und staune, ein einfaches helles Licht in den Farben weiß oder rot oder blau. Mir wurde insoweit klar, dass ein einfaches Einschlafen ohne Lichtorgel der Vergangenheit angehören könnte. Auf alle Fälle, Mutti war begeistert.
So habe ich dann die alte Leuchte demontiert und die neue angebracht. Nicht ganz einfach, denn die vorhandenen Befestigungslöcher in der Decke konnten nicht mehr genutzt werden, da mehr und tiefere benötigt wurden. Und kaum waren zwei Stunden rum, ruckzuck hing die voluminöse Beleuchtungstechnik an der Decke. Der Probelauf fiel ebenfalls zur Zufriedenheit der neuen Besitzer aus.
Und wie ich bereits vermutet hatte, die Sterne, die Lichtorgeln und all die anderen Programme wichen nach einer Woche dem schlichten warmen Weiß und nach dem Niederlegen im Bett dem Schwarz der Nacht.
Doch dann, eines Nachts wurde ich durch wildes Lichterzucken geweckt. Ich starrte fasziniert an die Decke, dort wo unsere Wunderkugel plötzlich scheinbar ein Gewitter simulierte. Es zuckten Blitze durch die Kugel. Innerlich verfluchte ich bereits die Programmierer dieses Scheißprogramms. Dann zischte es auch noch und der Kleincomputer übertrieb es: Er ließ noch Rauch aus der Kuppel entweichen. Von diesem Unterprogramm stand aber nichts in der Bedienungsanweisung, weil die hatte ich auswendig im Kopf. Nur dadurch wurde der Rauchmelder animiert, seines Namens gerecht zu werden. Er meldete Rauch mit 105 Dezibel. Meine Frau und ich saßen senkrecht im Bett. Zwei Zehntelsekunden später stand ich im Bett und drückte auf die Beruhigungstaste am Feuermelder. Der verstand mich sofort und verstummte. Ein Sprung aus dem Bett folgte in Richtung Sicherungskasten, Klappe auf, Sicherung 4 rausgedrückt und das Spektakel am nächtlichen Schlafzimmerhimmel verebbte mit einem leisen Knall. Da ich in der Nacht nichts mehr weiter machen konnte und wollte, öffnete ich nur das Fenster, um dem Rauch und Qualm die Möglichkeit zur Flucht ins Freie zu ermöglichen. Ich wunderte mich, dass trotzdem doch noch eine schöne Nacht draus wurde.
Am Morgen, nach Frühstück und Durchführung der täglichen Fristenarbeiten an Bart und Zähnen, stieg ich auf die Leiter und demontierte die Krawallkugel. Anschließend holte ich die Originalverpackung aus dem Keller und verstaute das Lichtwunder darin. Gemeinsam fuhren wir, zusammen mit meiner Frau ins Geschäft. An der Info brachte ich mein Begehr nach Austausch des Gerätes vor. Die Lichtfachverkäuferin wurde gerufen. Nach meinem kurzen Vortrag auf ihre Frage, was denn für ein Fehler vorliege, meinte sie: „Nein, das ist nicht normal. Wir werden das Teil an den Hersteller einschicken. Nach der Reparatur wird Ihnen das Teil wieder zugesandt.“
Da rastete bei mir die Sicherung Nr. 4 aus, die ich zuhause wieder eingerastet hatte. Nach einer längeren einseitigen Beschallung des mittlerweile eingetroffenen Abteilungsleiters in veränderlicher Lautstärke willigte der Vertreter des Hauses ein, ich dürfte mir eine neue Leuchte aus seiner Sammlung aussuchen. Meine Frau quittierte das ganze Spektakel mit einem wohlwollenden Lächeln und machte sich auf den Weg in die Lampenabteilung. Sie bekam den ganzen Entschuldigungssermon des ortsansässigen Abt.-Leiters gar nicht mehr mit.
Fazit: Zwei Stunden später. Es wurde eine Deckenleuchte, fünfflammig hinter einer flachen Kunststoffabdeckung, dimmbar in den Farben warmweiß, Energie sparend.